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Beitrag vom 22.02.2008
Lyambiko - Saffronia
Silvy Pommerenke
Dieses Tributalbum für Nina Simone ist von der ersten Sekunde an atemberaubend. Die thüringische Jazzsängerin Lyambiko stellt mit ihrem Trio dadurch den Beweis an, dass die Adelsauszeichnung...
...des Boston Globe, der sie zu den zehn besten Live-Ereignissen gewählt hat, vollste Berechtigung erhält.
Der Künstlerinnenname Lyambiko entspringt dem Nachnamen ihres tansanischen Vaters, und als Band gründeten sie sich bereits 2001. Seitdem hat das Quartett inklusive des aktuellen Albums sechs Produktionen hingelegt – anfangs noch beim Hamburger Label Nagel Heyer Records, seit drei Jahren bei Sony BMG – und sind vor allem viel getourt. Es scheint, als seien die vier MusikerInnen auf allen Bühnen der Welt zu Hause, und dass sie neben Dave Brubeck und Wayne Shorter von der amerikanischen Presse gekürt wurden, unterstreicht ihre erstklassige musikalische Leistung.
Wenn man sich die früheren CDs von Lyambiko anhört, dann stellt man deutlich fest, dass sie sich tatsächlich in der Phrasierung Nina Simone annähert. Gerade im Verhältnis zum Vorgängeralbum "Inner sense", auf dem sie den Spagat zwischen Jazz-Klassikern und Pop-Songs wagte, wird diese stimmliche Metamorphose deutlich.
"Saffronia" präsentiert eine Auswahl des Simone`schen Ouevres, allerdings beinhaltet es zumeist Fremdkompositionen, die dennoch zu ihren größten Hits gehörten. Unvergleichlich hat Lyambiko beispielsweise "Ne Me Quitte Pas", im Original von Jacques Brel, mit einer wohlklingenden Altstimme interpretiert. "Feeling good" (Anthony Newley, Leslie Bricusse) gehört ebenfalls zu den Highlights des Albums und "Don`t smoke in bed" (Willard Robison) gibt die Trennungsgeschichte eines Paares überzeugend wieder, während bei "My Baby Just Cares For Me" (Gus Kahn, Walter Donaldson) unterschwellig ein Gospelton mitklingt. Das finale Stück auf der CD "Mawe Mawe / I Sing Just To Know I`m Alive" fällt durch die traditionellen afrikanischen Musikelemente aus dem Gesamtkonzept, steht aber dennoch im politischen Zusammenhang vieler der Songs. Denn neben der Faszination der Thüringerin für Nina Simone als Musikerin steht auch das Interesse an ihrem Engagement für Schwarze und gegen Rassismus. Bei "Four Woman", dem einzigen auf diesem Tributalbum selbst komponierten Stück Nina Simones, schrieb die verstorbene Amerikanerin eine politische message und setzte sich mit den unterschiedlichen Hautfarben auseinander (übrigens ebenfalls wunderschön interpretiert von Joy Denalane auf ihrem Album "Mamani"). Lyambiko trifft den richtigen Ton und interpretiert es sehr anrührend.
Die 2003 verstorbene Nina Simone, von gebürtigem Namen Eunice Kathleen Waymon, hinterlässt nicht nur ein umfangreiches musikalisches Erbe, sondern auch noch eine talentierte Tochter, Lisa `Simone` Kelly, die im April dieses Jahres ihr erstes Soloalbum unter dem Titel "Simone on Simone" herausbringt.
Lyambiko im Netz: www.lyambiko.com
Weiterhören: Tok Tok Tok und Natalie Cole
AVIVA-Tipp: Eine phantastische Hommage an Nina Simone hat Lyambiko mit ihrem Trio aufgenommen, die alte Klassiker von einem anderen Interpretationswinkel her zeigt. Elf wunderbare Songs werden mit einer gewandelten Stimme von der wohl vielversprechendsten deutschen Jazzstimme dargeboten, und dieses Konzeptalbum macht definitiv süchtig.
Lyambiko
Saffronia
Label: Sony BMG, Februar 2008